Wir haben ja auf unserer Tour durch Deutschland mehrfach betont, was für spannende Menschen, interessante Vereinshistorien und unglaubliche Geschichten wir erlebt haben. Da es den Rahmen eines jeden Blogeintrags während der Tour gesprengt hätte, sind mir einige dieser Menschen einen eigenen Eintrag wert.
Fangen wir mit Kaiserslautern an.
Dort haben wir uns das Spiel der Lauterer gegen 1860 München angeschaut haben.
Mit schweren Rucksäcken und über 30°C quälten wir uns mit unseren Fahrrädern den Betzenberg hoch. Ich hatte an diesem Tag mein Ingolstadtkleid an und fiel mit dem fremden Logo sicherlich auf. Doch trotz der ungewöhnlichen Vereinsfarben auf meiner Brust wurden wir von allen Seiten freundlich angesprochen. Um ehrlich zu sein nicht unbedingt das, was ich erwartet habe.
Wir haben dann erzählt, dass wir nicht wissen, wohin wir mit unseren Rädern und den großen Rucksäcken sollen, denn eine Abgabestation am Stadion gab es nicht und die Schließfächer am Bahnhof waren kaputt. Gleich mehrere Menschen haben uns daraufhin geraten, alles bei Jürgen im Garten abzustellen. Natürlich waren wir erst einmal skeptisch, kannten wir doch niemanden dort, geschweige denn diesen Jürgen. Da sein Garten aber direkt auf dem Weg zum Stadion lag und vor uns nur noch eine lange Treppe wartete, willigten wir ein, uns diesen Jürgen einmal anzusehen.
Er kam auch gleich an den Zaun und ehe wir uns versehen konnten waren Rucksäcke und Räder sicher verstaut. Man stelle sich vor, eine solche Situation ereignet sich an einem anderen Stadion...
Wie der Zufall es dann will, war gerade an diesem Tag ein Team vom Bayerischen Rundfunk bei Jürgen zu Gast. Auch die waren auf die ungewöhnliche Location aufmerksam geworden, denn der Garten wird bei jedem Heimspiel zum Fantreff jeglicher Vereins-Coleur. Hier kommen Leute aus allen Vereinen zusammen, trinken gemeinsam ein Bier und unterhalten sich. Allein, dass wir als Fremde so herzlich aufgenommen wurden, war unglaublich schön. Man kann trinken was man möchte, auf dem Tisch steht lediglich eine kleine Spardose für eine freiwillige Gabe.
Da wir so überwältigt waren, haben wir leider komplett verschlafen hiervon Fotos zu machen. Aber für Alle, die es interessiert: Der BR hat eine Reportage dazu auf seiner Facebookseite veröffentlicht. Wir haben diesen Link vor einigen Tagen geteilt.
Wir haben die Leute dann gefragt, wie sie zu Jürgen in den Garten gekommen sind. Einige sind, genau wie wir, einfach mal hier gestrandet, andere sind seit vielen Jahren mit der Familie befreundet. Und dann haben wir noch eine besonders emotionale Geschichte gehört:
Sabine hat Jürgen nämlich während der Terroranschläge in Paris kennengelernt.
Sie hat die Tickets damals vom SWR gewonnen und war im selben Reisebus wie er. Als die Zuschauer nach dem Spiel das Stadion verlassen mussten, waren keine Busse mehr da, denn die durften aufgrund der Bombenexplosion nicht mehr ans Stadion ranfahren. So mussten Sabine und ihre Mitreisenden mehr oder weniger ziellos durch Paris irren. Erst mit den UBahnen, später zu Fuß. Wie gefährlich das aufgrund der weiteren Anschlagsziele in der Stadt war, hat sie erst im Nachhinein erfahren. Da das Mobilfunknetz zu dieser Zeit in Paris komplett überlastet war, konnten sie nur schlecht Verbindung zu ihrer Reiseleitung aufnehmen und waren entsprechend hilflos unterwegs, denn sie wussten nicht wo ihr Bus parkt.
Zum Glück ist alles gut gegangen und alle sind körperlich unversehrt nach Hause zurückgekehrt.
Doch nach dieser Zeit war die leidenschaftiche FCK-Anhängerin lange nicht mehr im Stadion, da sie verständlicherweise noch traumatisiert war und das Ganze erstmal verarbeiten musste. Doch die Freundschaft zu Jürgen ist geblieben und so saß sie an jenem Samstag neben uns auf der Bank, erzählte ihre Geschichte und berichtete stolz, dass sie mittlweile auch wieder ins Fritz-Walter-Stadion ginge! Danke, dass du uns deine Geschichte erzählt hast. Eine tolle Frau!
Weniger dramatisch, dafür genauso herzlich waren die vier Freunde, die im Stadion vor mir gesessen sind. Sie haben mir einen tollen Einblick in das Vereinsleben gegeben und ich habe erfahren, dass der Manager vom Sponsor Layenberger ein gebürtiger Lauterer ist und bei den Fans sehr bleiebt ist. David hat beispielsweise später auch erzählt, dass zu diesem Spieltag 50, in der Pflege tätige Menschen, in den VIP Bereich eingeladen wurden. Tolle Aktion!
David, das ist genau wie der liebe Skinny einer von den Betzebu´s, die wir auf kuriose Art kennen gelernt haben.
Es war so geplant, dass wir nach dem Spiel mit dem Zug von Kaiserlautern nach Trier fahren wollten. Blöd nur, dass wir mit Rädern unterwegs waren, denn die Bahn war heillos überfüllt und die Schaffnerin verweigerte uns die Mitfahrt. Doch die sympathischen Jungs haben die Dame nett angelächelt und versprochen, für unsere Räder zusammenzurücken. Warum tut man das für Anhänger, die die Farben eines anderen Vereins tragen?
Und wenn man dann, wie in der Sardinendose gequetscht beieinander steht, kommt auch schnell ins Gespräch. Wir haben von unserer Tour berichtet und warum wir den FC Ingolstadt repräsentieren wollen. Ich denke, ich hoffe, ich glaube, das ein oder andere Vorurteil konnten wir in diesem Gespräch aus dem Weg räumen. Bei Bier und Gesang während einer zweistündigen Fahrt lernt man sich auch gleich kennen. Ich für meinen Teil freue mich schon sehr, die Jungs bald mal wieder zu sehen. Vielleicht besuchen wir den Betze, wenn wir ein Auswärtsspiel in der Nähe haben. Ihr seid auch jederzeit herzlich willkommen!
Eine richtige Freude habt ihr uns übrigens letzten Samstag gemacht. Ich muss dazu erwähnen, das Roli und ich am Freitag auf dem Volksfest in Hof waren und dort im Bierzelt das "Donaulied" gehört haben. Daraufhin haben wir beschlossen, den Text ein wenig auf den FCI abzuändern und am Samstag beim in Regensburg zu singen. Seither hatte ich einen Ohrwurm davon und habe David davon berichtet.
Jetzt ist das Spiel gegen Regensburg ja bekanntlicherweise nicht so gut für uns Schanzer ausgegangen. Als kleine Aufheiterung habe ich anschließend eine fast 3minütige Sprachnaricht aus Kaiserslautern bekommen, in der die Betzebu´s in bester Singstimme für uns das Donaulied trällern. Ich habe mich riesig darüber gefreut. Tolle Geste, vielen Dank!
Wie ihr seht, erfährt man spannende Geschichten, wenn man sich nur mal mit den Leuten unterhält. Und man schreibt selbst neue Geschichten, neue Erinnerungen.
Jetzt besteht dieser Eintrag allein aus den Erlebnissen in Kaiserslautern.
Was wir in Köln oder Berlin für tolle Leute kennengelernt haben, das erfahrt ihr an einem anderen Tag!