Es gibt Tage, da fühlt man sich wie in einem schlechten Film.
Die Kulisse ist bunt und fast zu farbenfroh dekoriert, die Schauspieler tragen inhaltslose Monologe vor, die Dramaturgie des Stücks baut auf endlosen Wiederholungen und der Mörder ist immer der Gärtner.
Auch der heutige Akt passte da gut ins Bild. Die letzte Länderspielpause der Saison ist vorbei.
Mannschaft und Fans konnten vor dem großen Ligaendspurt nochmal Luft holen. Allen war klar, das werden jetzt nur noch Endspiele. Mit einem Sieg heute gegen Sandhausen hätten wir zumindest den Kontakt zu den anderen Vereinen im Abstiegskampf halten können. Die Wichtigkeit des Spiels wurde im Vorfeld oft genug betont. Auch auf den Rängen schien man das verstanden zu haben. Es war trotz herrlichem Frühlingswetter zwar etwas lückenhaft auf der Südtribüne, doch die die da waren, supporteten lautstark mit. Ob dieses Spiel dann der richtige Zeitpunkt für die Einführung eines neuen Liedes ist, sei zwar danhingestellt, trotzdem stimmte die Einstellung auf und neben dem Platz.
Auch die Mannschaft wirkte auf mich mutig und spielfreudig und zeigte in der ersten Halbzeit einige schöne Momente. Was vor der Partie noch als Witz gemeint war, traf dann auch tatsächlich ein und bezeichnenderweise schoß Abwehrspieler Björn Paulsen den Führungstreffer für unsere Schanzer.
Doch dann nahm das Drama seinen bekannten Lauf. Ausgleichstreffer. Verunsicherung. Spielerwechsel. Nochmal ein mutiges Aufbäumen unserer Jungs, doch am Ende gewinnt der Gegner. Game over.
So schwindet er so langsam, der Traum vom Klassenerhalt. Wenn ich in ein paar Monaten die Saison Revue passieren lasse, wird das wohl der Moment sein, in dem ich mich tatsächlich das erste Mal mit dem Thema Abstieg auseinandergesetzt habe. Wir alle wissen, was in Ingolstadt möglich ist. Wie es sein kann, wenn alle Rädchen ineinander greifen und alles passt. Wie toll es sich anfühlen kann, als junger Verein gemeinsam erfolgreich zu sein. Doch manchmal muss man eben auf den Erfolg warten und lernen, gemeinsam mit Niederlagen umzugehen.
"Misserfolg ist lediglich eine Gelegenheit, mit neuen Ansichten noch einmal anzufangen."
(Henry Ford)
Erfolgreich sein ist einfach. Der, der Erfolg hat, sonnt sich im Ruhm und dankt gönnerhaft ein paar Unterstützern. Der, der den Erfolgreichen mag, muss lediglich staunen und jubeln.
Viel schwieriger ist da doch mit Misserfolgen umzugehen, das hat man heute nach Abpfiff gesehen.
Bis auf Jonathan Kotzke schlichen die Spieler, Distanz zu den Zuschauern wahrend, ums Spielfeld und mussten sich von den Rängen teils schaurige Kommentare anhören. Ich bin nun wahrlich kein Experte, doch in den letzten Wochen habe ich Einiges zum Thema Scheitern dazugelernt. Respektvolle Kommunikation, eigene Reflektion und das Erkennen von sich schließenden und öffnenden Türen gehört definitiv zur Aufarbeitung dazu. Doch leider fehlt das sowohl bei einigen "Fans" als auch bei Teilen der Mannschaft.
Nur weil der Erfolg gerade ausbleibt, heißt das nicht, dass der Fußball in Ingolstadt am Ende der Saison ausstirbt. Es geht weiter. So oder so. Mit Sicherheit werden sich einige Gesichter verändern - auf dem Rasen und auch auf der Tribüne. Doch es sind am Ende dann trotzdem immer noch "wir". Daran sollten wir bei den verbleibenden Spielen denken, unabhängig von deren Ausgang.
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