KURZZUSAMMENFASSUNG
Anfang September wurde bekannt, dass zu den diesjährigen Präsidiumswahlen des FC Ingolstadt e.V. neben dem bisherigen Präsidium ein Team um Christian Träsch und Franz Spitzauer zur Wahl antreten wird. Grundsätzlich begrüßen wir es, wenn sich Herausforderer zur Wahl stellen. Eine gelebte Demokratie ist ein hohes Gut und bringt uns als Verein voran.
Als aktive Fanszene haben wir die letzten Wochen genutzt, um uns mit beiden Teams persönlich zu treffen und inhaltlich auseinanderzusetzen. Da viele von euch im Vorfeld der Wahl auf uns zugekommen sind und um unsere Einschätzung gebeten haben, möchten wir diese hier mit euch teilen (zunächst kurz zusammengefasst, weiter unten dann ausführlicher erklärt):
1. Aktuelles Präsidium:
Das amtierende Präsidium rund um Peter Jackwerth hat sich in persönlichen Gesprächen offen und auf Augenhöhe präsentiert. Wir möchten als aktive Fanszene betonen, dass wir zu allen aktuellen Präsidiumsmitgliedern seit langem ein sehr gutes Verhältnis pflegen und – soweit wir dazu in der Lage sind – die Qualifikationen und Persönlichkeiten als geeignet für ihre Rolle im Gremium halten. Wir schätzen, dass die Personen sich nicht selbst in den Mittelpunkt stellen, sondern im Sinne des Vereins agieren. Uns ist bewusst, dass die Person Peter Jackwerth sicherlich polarisiert und manchmal unnahbar wirken kann. Wir können aber sagen, dass wir im Laufe der Jahre eine gute und konstruktive Zusammenarbeit mit ihm entwickelt haben. Für uns bleibt unbestritten, dass er stets im Sinne des Vereins gehandelt hat und sich in schwierigen Zeiten nicht aus der Verantwortung gezogen hat. Dementsprechend ist ihm auch Vertrauen entgegenzubringen für den bereits gestarteten Umbruch im Präsidium und die langfristige Ausrichtung des Vereins.
2. Herausforderer:
Auch mit Christian Träsch und seinem Team haben wir uns persönlich getroffen. Sowohl dort, als auch in den öffentlichen Äußerungen im Donaukurier haben wir bisher keine konkreten Programme oder Pläne erkennen können, sondern hauptsächlich allgemeine und weitgehend inhaltslose Aussagen, die sich lediglich auf die Arbeit der GmbH beziehen. Auch eine Grafik mit sechs „Kernzielen“ ändert nichts daran, dass bislang kaum klar wird, wie diese erreicht werden sollen. Es scheint, dass Franz Spitzauer die eigentlich führende Rolle in der Initiative einnimmt, während Christian Träsch als prominentes Gesicht fungiert. Es freut uns, wenn sich ehemalige Profis mit dem Verein identifizieren und sich – an passender Stelle – einbringen möchten. Dass Träsch jedoch in der jüngeren Vergangenheit eher durch negative Äußerungen über den FCI als durch Engagement im Verein aufgefallen ist und nun seine Funktionärs-Laufbahn sofort als Präsident des Vereins starten möchte, finden wir mindestens einen Schritt zu viel.
Egal, wie ihr euch entscheidet – wir ermutigen alle Mitglieder des FC Ingolstadt 04 e.V., ihr Stimmrecht am 5. Dezember bei der Mitgliederversammlung wahrzunehmen. Setzt euch mit der Thematik auseinander, hinterfragt und bildet euch eure Meinung. Gemeinsam gestalten wir die Zukunft unseres Vereins!
Im Folgenden möchten wir ausführlicher auf die Thematik eingehen.
HINTERGRUND-ERKLÄRUNG
DIE STRUKTUR DES FC INGOLSTADT
Bei der anstehenden Wahl geht es nicht vordergründig um die Profimannschaft des FCI, sondern um das Präsidium (=Vorstand) des Stammvereins FC Ingolstadt 04 e.V.
Da ein eingetragener Verein von demokratischen Strukturen lebt, entscheidet das höchste Gremium - die Mitgliederversammlung - alle drei Jahre über die Zusammensetzung des Präsidiums. Dabei werden drei Mitglieder gewählt. Diese drei gewählten Personen bestimmen untereinander den Präsidenten und berufen anschließend drei weitere Präsidiumsmitglieder, wobei eine Position davon die des Fanvorstands ist. Alle Mitglieder im Präsidium arbeiten ehrenamtlich für den Stammverein.
Beim FC Ingolstadt wurde die Profiabteilung vor einigen Jahren in eine GmbH ausgegliedert, an der der FC Ingolstadt 04 e.V. 80,1 % Anteile hält und die von Geschäftsführer Didi Beiersdorfer geleitet wird. Direkt im e.V. verortet und damit vom Präsidium verantwortet sind hingegen die Frauenmannschaften, Teile der Jugendmannschaften sowie die Blinden- und Inklusionsmannschaft.
Das folgende Bild verdeutlicht die Struktur.
Der e.V. kann zwar über die Gesellschafterversammlung seinen Einfluss in der GmbH geltend machen und durch drei der sechs Aufsichtsratsmitglieder die Arbeit der Geschäftsführung kontrollieren, agiert jedoch in der Regel nicht im Tagesgeschäft der GmbH und somit auch nicht im sportlichen Bereich der Profimannschaft.
DAS AKTUELLE PRÄSIDIUM
Die konkrete Zusammensetzung des aktuellen Präsidiums ist die folgende:
Name | Position | Im Präsidium seit |
Peter Jackwerth (67) | Präsident | Seit 2004 |
Christoph Heckl (55) | Vizepräsident, u.a. für Jugend- und Frauenmannschaften zuständig | Seit 2012 |
Andreas Mayr (56) | Vizepräsident, u.a. für die Inklusionsmannschaften und CSR Themen zuständig | Seit 2021 |
Max Fischer-Stabauer (42) | Finanzen | Seit 2020 |
Denise Englschall (30) | Mitglieder und Fans | Seit 2023 |
Ivan Wyberal (52) | Öffentlichkeitsarbeit und Sponsoring | Seit 2024 |
Mit Peter Jackwerth steht derzeit die prägendste Person der jungen FCI-Geschichte seit der Fusion aus MTV und ESV an der Spitze des Vereins. Der Unternehmer initiierte 2004 die Gründung des FCI und sorgte durch sein finanzielles und organisatorisches Engagement für die Grundlage der professionellen Strukturen und Infrastruktur. Insbesondere an der Renovierung des ESV-Stadions und dem Bau des Sportparks war er maßgeblich beteiligt. Seit der Mitgliederversammlung 2013 hat Jackwerth auch verstanden, dass die Einbindung der Fans und Mitglieder essentiell ist und in den Folgejahren die Position des Fanvorstands im e.V. verankert, sowie stets die Anträge der Fanszene auf der Mitgliederversammlung unterstützt. Es ist davon auszugehen, dass die nächste Amtsperiode im Falle einer Wiederwahl seine letzte als Präsident sein wird und im Zeichen einer Übergabe sowie Nachfolge steht. Zur Vollständigkeit möchten wir jedoch durchaus betonen, dass wir die in den Aufsichtsrat entsandten Präsidiumsmitglieder nicht vollständig von rückblickend fatalen Personalentscheidungen und wenig Konstanz auf der Trainerposition bei den Profis freizusprechen können.
Wenngleich Peter Jackwerth als Kopf des bestehenden Präsidiums seit zwanzig Jahren im Amt ist, steht sein Team nicht zwangsläufig für eine veraltete oder rückständige Truppe. Für frischen Wind im Präsidium sorgte der Anfang der 2020er Jahre angestoßene personelle Umbau. In den vergangenen Jahren sind sukzessive verdiente langjährige Vorstände ausgeschieden und wurden ohne große Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit durch jüngere Personen ersetzt.
Im aktuellen Präsidium finden wir also neben den langjährig für den Verein engagierten Menschen wie Peter Jackwerth und Christoph Heckl (Lehrer) auch erst in den letzten Jahren hinzugekommene Personen wie Andreas Mayr (Schreinerei Mayr), Max Fischer-Stabauer (Unternehmer und Vermögensverwalter) und Ivan Wyberal (Prosis). Dieses Team hat sich in den letzten Jahren konstant verändert und den neuen Anforderungen angepasst. Die verschiedenen Mitglieder sorgen für ein breites Kompetenzspektrum durch unterschiedliche berufliche Erfahrungen und bringen ein umfangreiches Netzwerk in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft und Wirtschaft mit.
DIE GEGENKANDIDATEN
In der Geschichte des Vereins gab es bislang erst einmal eine Kandidatur, die zuvor nicht mit dem Präsidium abgesprochen war. 2013 kandidierte Matthias Fischer, der sich als Fan erstmals ins Präsidium einbringen wollte. Obwohl er damals nicht ins Gremium einzog, profitierte die Fanszene in der Folge massiv durch seine Kandidatur: Das Präsidium schuf eine (zunächst nicht stimmberechtigte) Vorstandsposition für Fans im erweiterten Vorstand und unterstützte Anträge zur Mitbestimmung von Fans und Mitgliedern. Diese Fanvorstand-Position (nach Matthias Fischer und Martin Bergmaier nun von Denise Englschall besetzt) ist mittlerweile voll stimmberechtigt in der Satzung verankert und wird auf Vorschlag des Südtribüne Ingolstadt e.V. besetzt.
Nun gibt es also zum ersten Mal in der Geschichte des Vereins eine Gegenkandidatur, die das gesamte Präsidium ersetzen will. Es treten an:
Name | Ziel |
Christian Träsch (37) | Präsident |
Franz Spitzauer (61) | Vizepräsident |
Nico Matheis (47) | Vizepräsident |
Stefan König (50) | Präsidiumsmitglied (Kommunikation) |
Michael Gassner (64) | Präsidiumsmitglied (Finanzen) |
An der (vermeintlichen) Spitze steht der ehemalige Bundesliga- und Nationalspieler Christian Träsch, der gegen Ende seiner Profikarriere zwei Jahre für den FC Ingolstadt und anschließend in Dubai spielte. Über das Ende seiner aktiven Zeit beim FCI widersprechen sich die Darstellungen, sodass für uns nicht abschließend zu klären ist, wer wem den Rücken zuerst zugekehrt hat. Fakt ist jedoch, dass der gebürtige Ingolstädter direkt nach dem Ende seiner aktiven Zeit beim FCI aus dem e.V. ausgetreten ist, den Verein in den vergangenen Jahren eher aus der Ferne verfolgt hat und nach eigener Angabe erst Anfang 2024 wieder als Mitglied eingetreten ist. Einen Trainerposten im NLZ hat Träsch laut eigener Aussage im Donaukurier abgelehnt (siehe DK 15.02.2024).
Anders als Träsch kann Franz Spitzauer auf eine langjährige Historie beim FC Ingolstadt zurückblicken. Das Gründungsmitglied war von 2004 bis 2006 Schatzmeister im e.V. ehe er 2009 die kaufmännische Geschäftsführung in der GmbH übernahm, die er 2020 auf eigenen Wunsch abgab. In seiner Funktion als Geschäftsführer der GmbH haben wir als Fanszene stets einen engen Austausch mit Franz Spitzauer gepflegt, dutzende emotionale Diskussionen geführt und seine regelmäßigen Besuche hinter der Südtribüne vor Heimspielen sehr geschätzt. Wir begrüßen es, dass er sich nun ehrenamtlich bei dem Verein einbringen möchte, für den er jahrelang gearbeitet hat. Es verwundert uns aber, dass er dies im Rahmen einer Kampfkandidatur und mit komplett eigenem Team versucht.
Nico Matheis ist für uns als Fanszene das unbeschriebenste Blatt unter den Präsidiumskandidaten. Nach eigener Aussage ist der Notar seit der Bundesliga-Zeit Fan der Schanzer.
Stefan König wurde uns als Medienprofi bei einer Vorstellungsrunde des Kandidaten-Teams präsentiert. Genauer beleuchtet war König als Chefredakteur beim Donaukurier für eine Berichterstattung über den FC Ingolstadt mitverantwortlich, die zu einer Wahrnehmung des Vereins in der Region geführt hat, die nun von den Kandidaten kritisiert wird. Anschließend wechselte er zur Unternehmensagentur Achtzig20, die als Sponsor und Dienstleister beim FCI auftritt und im Sommer 2024 Insolvenz anmeldete. König möchte neben einem Präsidiumsamt zusätzlich im kommenden Jahr auch das Oberbürgermeisteramt in Ingolstadt (für die Freien Wähler) übernehmen.
Michael Gassner hat durch seine Tätigkeit als Kassenprüfer in den letzten Jahren bereits Einblicke in die Finanzen beim FC Ingolstadt e.V. erhalten. Er war vor einigen Jahren Leiter Kreditconsult und stellvertretendes Vorstandsmitglied bei der Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt, war also zuständig für die Sanierung von notleidenden Krediten. Seine Leidenschaft für den Fußballverein ist unbestritten, da er in der Vergangenheit bei zahlreichen Auswärtsspielen im Gästeblock der Schanzer stand und sich selbst als „Allesfahrer“ bezeichnet.
ZUSAMMENFASSUNG
Wir sind zunächst neutral an die Thematik gegangen und haben beide Seiten angehört. Wir sind der Meinung, dass der e.V. auf einer gesunden Basis steht, das aktuelle Präsidium zukunftsfähig aufgestellt ist und einen nachvollziehbaren Plan für die nächsten Jahre mitbringt.
Wenngleich eine Kampfkandidatur Träschs und seines Teams legitim ist, können wir dennoch nicht nachvollziehen, weshalb diese auf eine Art erfolgt, die nicht eine konstruktive Lösung für den Verein in den Mittelpunkt stellt. Eine Unruhe und Spaltung im Verein wird aus unserer Sicht hier billigend in Kauf genommen.
Gerade in den für den Verein richtungsweisenden Jahren mit Drittliga-Zugehörigkeit der Profimannschaft braucht der FC Ingolstadt Kontinuität. Ein kurzfristiger Führungswechsel im Stammverein birgt ein unkontrollierbares Risiko - auch für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Frauen- und Nachwuchsmannschaften und des sozialen Engagements. An letzteren Punkten werden wir auch das aktuelle Präsidium im Falle einer Wiederwahl messen. Auch muss die Nachfolge von Peter Jackwerth zeitnah transparent geklärt werden. Wie mit beiden Parteien bereits vereinbart, erwarten wir, dass der Empfehlung des Fan-Dachverbandes Südtribüne Ingolstadt e.V. hinsichtlich des Fanvorstands gefolgt wird.
Wir hoffen, dass wir euch mit diesem Statement an unseren Gedanken teilhaben lassen und zum Nachdenken anregen können. Für uns ist der FC Ingolstadt eine Herzensangelegenheit und wir wünschen uns, dass sich alle Mitglieder ihrer Möglichkeit zur Mitgestaltung bewusst sind und ihre Stimme mit Bedacht im Sinne des Vereins einsetzen.
Falls ihr Fragen habt, findet ihr uns an den gewohnten Orten in und ums Stadion und erreicht uns über die bekannten Kanäle.
Wir sehen uns am 05. Dezember!
im November 2024
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